Am 23. April ist Welttag des Buches – ein Tag, der seit 1995 auf Initiative der UNESCO weltweit das Lesen sowie die Rechte von Autorinnen und Autoren würdigt. Dieser Anlass soll genutzt werden, um Literatur aus einer bestimmten Region in den Fokus zu rücken: Unterfranken. Die folgenden Romane und Jugendbücher wurden entweder von Autorinnen und Autoren aus Mainfranken geschrieben oder handeln direkt in der Region. Sie bieten authentische Einblicke in das Leben, die Geschichte und die Landschaft dieser fränkischen Gegend – fernab großer Literaturzentren, aber mit viel lokaler Atmosphäre.
Roman Rausch – Die letzte Jüdin von Würzburg
Der Autor Roman Rausch stammt aus Gerolzhofen und ist vor allem für seine Kriminalromane rund um Kommissar Kilian bekannt, die allesamt in Würzburg spielen. Mit Die letzte Jüdin von Würzburg widmet er sich jedoch einem historischen Stoff: Der Roman spielt im Jahr 1349 und erzählt die Geschichte der jungen Jaelle, die nach einem Pogrom in Straßburg nach Würzburg flieht. Dort nimmt sie eine neue Identität an, um nicht erkannt zu werden – eine Entscheidung, die gefährliche Konsequenzen hat. Der Roman zeichnet ein vielschichtiges Bild des mittelalterlichen Würzburgs und beleuchtet eine wenig bekannte Phase jüdischer Geschichte in Franken. Rausch gelingt es, historische Fakten und eine fesselnde Erzählung gekonnt miteinander zu verbinden.
Renate Eckert – Hungrige Schatten
Renate Eckert lebt in Unterfranken und lässt ihre Heimat in vielen ihrer Bücher lebendig werden. Ihr Roman Hungrige Schatten ist ein Psychothriller mit starkem Lokalbezug: Er spielt in Schweinfurt, wo die junge Journalistin Anne ihre erste Stelle bei einer Tageszeitung antritt. Zunächst scheint alles routinemäßig – doch bald stößt sie auf Widersprüche und Hinweise auf einen alten, ungelösten Fall. Je tiefer sie gräbt, desto mehr verliert sie die Kontrolle über das, was real ist – und was nicht. Die Handlung ist spannend konstruiert, aber zugleich tief in die Atmosphäre der Stadt eingebettet. Eckert nutzt vertraute Orte wie den Marktplatz oder die Umgebung des Mains nicht nur als Kulisse, sondern als Teil der Handlung.
Paul Maar – Kartoffelkäferzeiten
Paul Maar, vor allem bekannt für das „Sams“, hat mit Kartoffelkäferzeiten ein sehr persönliches Jugendbuch vorgelegt. Der Autor wurde 1937 in Schweinfurt geboren und verarbeitet in diesem Buch seine Kindheitserinnerungen an die unmittelbare Nachkriegszeit in Unterfranken. Der Roman schildert das Leben eines Jungen, der mit seiner Familie in ärmlichen Verhältnissen lebt und mit den Herausforderungen der Zeit zurechtkommen muss: Hunger, Scham, die Abwesenheit des Vaters und die allgegenwärtigen Spuren des Krieges. Die Geschichte spielt in einem Dorf zwischen Schweinfurt und den Haßbergen – eine Umgebung, die Maar mit großer Detailtreue beschreibt. Das Buch ist nicht nur ein authentisches Zeitzeugnis, sondern auch eine literarisch anspruchsvolle Auseinandersetzung mit Heimat, Kindheit und Erinnern – geeignet für Jugendliche ab etwa 11 Jahren.
Alexa Glaser – Geschmacklos im Abgang: Mord an der Mainschleife
Alexa Glaser, die ebenfalls in Unterfranken lebt, hat mit Geschmacklos im Abgang einen Regionalkrimi veröffentlicht, der tief in der Landschaft und dem Lebensgefühl an der Mainschleife verwurzelt ist. Der Roman spielt in Nordheim, Sommerach und Umgebung – Gegenden, die für ihre Weintradition und ihre malerischen Dörfer bekannt sind. Im Mittelpunkt steht Kommissarin Franziska Braun, die nach Jahren in der Stadt in ihr Heimatdorf zurückkehrt und dort gleich mit einem Mordfall konfrontiert wird: In den Weinbergen wird ein junger Mann tot aufgefunden. Die Ermittlungen führen tief in das dörfliche Gefüge, in dem alte Rivalitäten und persönliche Verwicklungen eine größere Rolle spielen, als es zunächst den Anschein hat. Glaser gelingt es, den besonderen Ton der Region einzufangen und dabei eine spannungsgeladene Geschichte zu erzählen, die authentisch und atmosphärisch dicht ist – mit klar erkennbarem Bezug zu Unterfranken.