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Zwischen Glauben, Brauchtum und Sommerzauber

  • Wissenswertes

Bedeutung und Herkunft von Mariä Himmelfahrt

Mitten im Hochsommer, wenn Felder und Gärten in voller Blüte stehen, rückt ein besonderer Tag in den Mittelpunkt: Mariä Himmelfahrt am 15. August. Seit Jahrhunderten gehört er zu den wichtigsten Marienfesten der katholischen Kirche und verbindet tief verwurzelte Glaubenstraditionen mit alten Bräuchen rund um Natur und Erntezeit. Ob feierliche Gottesdienste, farbenfrohe Prozessionen oder der Duft frisch gebundener Kräutersträuße: dieser Tag ist in vielen Regionen, mitunter in Unterfranken, mehr als nur ein kirchlicher Feiertag.

Ein Fest zu Ehren Marias

Am 15. August feiern katholische Christen weltweit Mariä Himmelfahrt, einen der ältesten und bedeutendsten Marienfeiertage. Der Tag erinnert an die Aufnahme der Mutter Jesu mit Leib und Seele in den Himmel. Nach katholischer Überlieferung wollte Gott Maria nach ihrem Tod nicht dem Verfall überlassen. In der Bibel selbst findet sich diese Darstellung nicht, doch schon in den ersten Jahrhunderten des Christentums entstand die Vorstellung von Marias besonderem Schicksal. Im Osten der christlichen Welt wurde der Tag bereits im 5. Jahrhundert als „Dormitio“, also „Entschlafung Marias“, begangen. Später verbreitete sich das Fest auch im Westen, wo es im Jahr 1950 durch Papst Pius XII. offiziell als Dogma festgeschrieben wurde.

Feiertag in ausgewählten Regionen

In Deutschland ist Mariä Himmelfahrt nicht überall gesetzlicher Feiertag. Während im Saarland der 15. August landesweit arbeitsfrei ist, gilt er in Bayern nur in Gemeinden mit überwiegend katholischer Bevölkerung. Dazu zählen auch viele Orte in Unterfranken, besonders im überwiegend katholischen Raum Mainfranken, wo an diesem Tag öffentliche Einrichtungen geschlossen bleiben und vielerorts festliche Gottesdienste stattfinden. In kleineren Gemeinden wird der Feiertag häufig mit Prozessionen durch die geschmückten Straßen begangen, und oft läuten schon am frühen Morgen die Kirchenglocken den Festtag ein.

International hat der Tag in vielen katholisch geprägten Ländern einen festen Platz im Kalender – unter anderem in Österreich, Liechtenstein, Luxemburg, Italien, Frankreich, Spanien, Polen und weiten Teilen der Schweiz.

Die Tradition der Kräuterweihe

Besonders eng verbunden ist Mariä Himmelfahrt mit der Tradition der Kräuterweihe. Ihre Wurzeln reichen weit in vorchristliche Zeit zurück. Damals nutzten die Menschen den Hochsommer, um Kräuter zu ernten und für den Winter haltbar zu machen. Mit der Christianisierung erhielt dieser Brauch eine neue Bedeutung: Gesegnete Kräutersträuße sollten Haus und Hof vor Krankheit und Unheil schützen. Noch heute werden zu Mariä Himmelfahrt Sträuße gebunden, die meist eine ungerade Zahl verschiedener Pflanzen enthalten, oft etwa sieben oder neun. Häufig finden sich darin Johanniskraut, Beifuß, Kamille, Schafgarbe, Thymian oder Minze.

Auch in Unterfranken ist die Kräuterweihe ein fester Bestandteil des Festtags. In vielen Dörfern bringen die Menschen am Morgen ihre liebevoll gebundenen Sträuße in die Kirche, oft mit Kräutern aus dem eigenen Garten oder von den Wiesen rund um Main und Steigerwald. Nach der Segnung werden sie traditionell im Haus aufbewahrt, in Ställe gehängt oder im Herdfeuer verbrannt, wenn ein Gewitter droht – ein alter Brauch, der bis heute weitergegeben wird.

Sommermitte und Bauernregeln

Der 15. August gilt in vielen Bauernkalendern als Mitte des Sommers. Ab diesem Datum werden die Tage merklich kürzer, und die Erntezeit vieler Kräuter, Obst- und Getreidesorten erreicht ihren Höhepunkt. Zahlreiche Bauernregeln knüpfen an diesen Tag an, etwa die Hoffnung auf gutes Obst und reifen Wein, wenn das Wetter an Mariä Himmelfahrt freundlich ist – beispielsweise „Mariä Himmelfahrt Sonnenschein bringt meistens uns viel guten Wein.“ In einer Weinregion wie Unterfranken hat diese Regel bis heute eine besondere Bedeutung, denn Sonnenschein im August verspricht oft tatsächlich eine gute Lese im Herbst.

Prozessionen und Pilgerfahrten

Neben der Kräuterweihe prägen Prozessionen und Pilgerfahrten das Fest. In Altötting, Kevelaer oder Andechs kommen an diesem Tag jedes Jahr zahlreiche Gläubige zusammen, um gemeinsam zu beten und Gottesdienste zu feiern. Auch in Unterfranken gibt es traditionsreiche Wallfahrten, etwa zu Marienkirchen oder Kapellen auf den Hügeln über den Weinorten. In manchen Gemeinden ziehen Gläubige mit Fahnen, Statuen und den gesegneten Kräutersträußen durch die Straßen, begleitet von Musikvereinen und Chören.

Ein Tag für alle

Auch für Menschen ohne kirchliche Bindung hat Mariä Himmelfahrt seinen Reiz. Der Feiertag fällt mitten in die warme Jahreszeit, ist ideal für Ausflüge, Wanderungen oder Besuche auf Kräutermärkten und bietet Gelegenheit, sich mit altem Heilpflanzenwissen zu beschäftigen. Damit bleibt er nicht nur ein religiöses Fest, sondern auch ein Stück gelebte Kultur, der Glaube, Natur und Gemeinschaft verbindet – in Unterfranken wie in vielen anderen Regionen Europas.

© Pixabay/terski