Vanille, Schokolade, Erdbeere – sie gehören zu den Klassikern in jeder Eistheke. Doch am 1. Juli darf es ruhig etwas ausgefallener sein, denn dann ist Tag der kreativen Eissorten. Ein perfekter Anlass, die Geschichte des Speiseeises aufzurollen, einen Blick auf besonders skurrile Geschmacksrichtungen zu werfen – und auf Unterfranken, das in Sachen Eis ebenfalls weit mehr zu bieten hat als Kugeln in der Waffel.
Vom Luxusprodukt zur Massenliebe
Die Geschichte des Speiseeises reicht viele Jahrhunderte zurück. Erste Hinweise auf eisgekühlte Süßspeisen finden sich bereits in China um 1.000 v. Chr. Dort wurden Schnee und Eis aus den Bergen mit Honig und Früchten vermischt. Über die Araber, die sogenannte „Sharbat“-Getränke mit gefrorenem Wasser und Zucker aromatisierten, gelangte das Konzept schließlich nach Europa.
Im Italien des 16. Jahrhunderts begannen Köche schließlich, Schnee mit Fruchtsaft zu mischen – das Sorbet war geboren. Im 17. Jahrhundert wurde Eis dann zur Delikatesse für Könige: Der französische Hof schwärmte von gefrorenem Rahm mit Zucker. Die erste bekannte Eisdiele Europas eröffnete 1686 in Paris. Doch erst mit der Erfindung künstlicher Kühlung im 19. Jahrhundert konnte Speiseeis auch fernab des Adels genossen werden – und wurde bald zum Volksliebling.
Eissorten, die überraschen – oder polarisieren
Die Welt der kreativen Eissorten ist so bunt wie die Sommermode. Was einst als Kinderspaß mit bunten Streuseln begann, hat sich längst zur Spielwiese für kulinarische Experimente entwickelt. Neben Klassikern wie Haselnuss oder Stracciatella finden sich heute Sorten wie Avocado-Limette, Ziegenkäse mit Honig, Olive-Zitrone, Rote Beete, Wasabi, Currywurst, Leberwurst oder gar Knoblaucheis. Nicht alle Sorten haben das Zeug zum Dauerbrenner, aber für ein amüsiertes Schmunzeln sorgen sie allemal.
Kreative Kugeln aus Unterfranken
Wer in Unterfranken nach ungewöhnlichen Eissorten sucht, wird in Lohr und Umgebung schnell fündig. Arno Zambon vom Eiscafé Zambon Gelato am Lohrer Marktplatz überrascht seine Gäste regelmäßig mit neuen Kreationen – etwa schwarzem Sesam mit Kokosmilch oder einer eigenen Bier-Eis-Variation mit Keiler-Bier zur Festwoche. Auch Sorten wie Zwetschgenkuchen und Zimt stehen saisonal auf dem Programm. Inspiration holt sich der Eismacher auf Märkten – immer auf der Suche nach Zutaten, die sich zu etwas Neuem kombinieren lassen.
Kurioses Eis gibt es auch im Gasthaus zum Löwen in Rieneck, wo Horst Wirth keine klassische Eistheke betreibt, sondern seine Desserts direkt im Restaurant serviert. Dort treffen Mango, Krabbenchips und Chili in einem Eisdessert aufeinander – und das ist noch lange nicht alles. Zitroneneis wird etwa mit gebratener Wassermelone und gepfeffertem Fetakäse kombiniert, Vanilleeis mit Kürbiskernöl, Chilifäden oder karamellisierten Tomaten.
In der Kleinen Konditorei Geis in Lohr bringt Sabina Geis zusammen mit ihrer Mutter ungewöhnliche Zutaten ins Eis: Für das dunkle Schokoladeneis „Black Mamba“ wird nicht nur Waldfrucht eingestrudelt, sondern auch rosa Pfeffer beigefügt. Die Beere sorgt für eine feine Schärfe mit fruchtiger Note. Weitere kreative Sorten entstehen mit Zutaten wie Gries oder Ruby-Schokolade – letztere verleiht dem Eis eine natürliche rosa Farbe und einen Geschmack zwischen weißer Schokolade und Beeren.
Und was lieben die Franken wirklich?
So ausgefallen die Sorten auch sein mögen – der Favorit bleibt für viele nach wie vor das gute alte Spaghetti-Eis. Erfunden wurde es in den 1960er-Jahren von Dario Fontanella in Mannheim. In Unterfranken hat sich die Eiskreation mit Vanilleeis, Erdbeersauce und weißer Schokolade längst als Sommer-Kultgericht etabliert. Viele Cafés servieren es sogar mit Vanilleeis aus eigener Herstellung – manchmal garniert mit kleinen Extras wie karamellisierten Nüssen oder Fruchtstücken.
5 verrückte Sorten, die es wirklich gibt
Wer denkt, Erdbeer-Basilikum sei schon gewagt, wird hier staunen:
- Leberwurst-Eis (Deutschland)
In einigen Metzgereien mit Eistheke schon getestet – besonders für Hundebesitzer ein Gag, aber auch Menschen sollen es probiert haben. - Tintenfisch-Eis (Japan)
Schwarze Farbe durch Sepiatinte, fischiger Geschmack – definitiv nicht jedermanns Sache. - Ziegenkäse-Rosmarin (USA & Frankreich)
Cremig, herzhaft und leicht würzig – überraschend beliebt bei Feinschmeckern. - Gurken-Dill-Eis (Skandinavien)
Erinnert an kalte Suppe – erfrischend, aber gewöhnungsbedürftig. - Whisky-Bacon-Eis (USA)
Eine Kombination aus süß, salzig und rauchig – für alle, die Eis und Frühstück kombinieren möchten.
Fun Fact zum Schluss: Rund 8 Liter Speiseeis isst jeder Deutsche im Schnitt pro Jahr – Tendenz steigend. Besonders gefragt sind die kühlen Kugeln im Juli. Da passt es doch perfekt, dass genau dieser Monat dem Experimentieren und Genießen gewidmet ist.