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Der Klang von Mainfranken

  • Wissenswertes

Musiker aus Unterfranken – Teil 2

Unterfranken hat eine beeindruckende musikalische Tradition, die durch zahlreiche bemerkenswerte Persönlichkeiten geprägt wurde. Bereits im ersten Teil dieser Reihe haben wir einige davon vorgestellt. Doch die Auswahl an unterfränkischen Musikern ist noch lange nicht erschöpft – denn auch in der jüngeren Zeit haben sich immer wieder begnadete Köpfe hervorgetan.

Christian Anton Kolb (1826–1871)

Christian Kolb erhielt seine erste musikalische Ausbildung von seinem Vater Anton Kolb (1803–1851), der seit 1826 als Musikmeister des Königlich Bayerischen 12. Infanterie-Regiments in Würzburg tätig war. Unter der Anleitung seines Vaters erlernte Christian das Spiel auf Klavier, Violine und Klarinette. Nach dem Schulabschluss setzte er seine Ausbildung am Lehrerseminar in Würzburg fort und vertiefte seine musikalischen Kenntnisse am Fröhlich’schen Institut in Würzburg.

Im Jahr 1848 trat Christian Kolb als Musiker dem Musikkorps des Königlich Bayerischen 12. Infanterie-Regiments bei, das noch immer von seinem Vater geleitet wurde. Während eines Einsatzes in Landau in der Pfalz, wo das Regiment gegen Aufständische vorgehen musste, bewies er besonderen Mut und wurde dafür von General Theodor Fürst von Thurn und Taxis belobigt. Anschließend wurde er zum Musikmeister des Königlich Bayerischen 6. Infanterie-Regiments in Amberg ernannt, eine Position, die er bis zu seinem frühen Tod innehatte.

In Amberg prägte Kolb das musikalische Leben maßgeblich. Er leitete das Musikkorps seines Regiments, organisierte Konzerte und führte Opern im Amberger Theater auf. Zudem dirigierte er den Chor des Amberger Männergesangvereins und komponierte verschiedene Musikstücke, darunter Unterhaltungsmusik und eine Oper. Leider sind nur wenige seiner Werke überliefert. Besonders bekannt ist der Taxis-Marsch, den er dem General der Kavallerie Theodor Fürst von Thurn und Taxis widmete und der bis heute von den Musikkorps der Bundeswehr in Bayern gespielt wird. Weitere Werke von ihm sind in der Musiksammlung der Bayerischen Staatsbibliothek in München erhalten.

Fritz Schertel (1890–1945)

Der gebürtige Schweinfurter wuchs als jüngster Sohn einer Familie auf, in der sein Vater, Sigmund Schertel, als Bankbuchhalter und späterer Staatsbankdirektor tätig war. Nach seiner Schulzeit am Gymnasium in Hof begann Schertel ein Studium an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er setzte seine musikalische Ausbildung an der Königlichen Akademie der Tonkunst in München fort und erhielt später privaten Cellounterricht bei Julius Klengel in Leipzig. 

Nach dem Ersten Weltkrieg spielte Schertel zunächst im Marteau-Quartett und war anschließend Solo-Cellist beim Dresdner Philharmonischen Orchester. In Leipzig übernahm er eine Lehrtätigkeit am Konservatorium und prägte dort zahlreiche Schüler. Schertel schloss sich auch dem Gewandhausorchester an und wurde mehrfach in das Bayreuther Festspielorchester berufen. 

Als Kammermusiker war Schertel ein geschätztes Mitglied verschiedener Ensembles, darunter das Streichquartett von Walther Davisson, das Mlynarczyk-Quartett und das Bohnhardt-Quartett. Auch im Weitzmann-Trio war er aktiv. Als Solist erlangte er Aufmerksamkeit, als er 1929 das Cello-Konzert von Fritz Reuter beim Mitteldeutschen Rundfunk unter der Leitung von Alfred Szendrei zur Uraufführung brachte.

Karl Haus (1928–2018)

Karl Haus, am 24. September 1928 in Schweinfurt zur Welt gekommen, studierte in Würzburg und Augsburg. Nach dem erfolgreichen Bestehen der Staatsprüfung startete er seine berufliche Laufbahn als Musikpädagoge sowohl am Gymnasium seiner Heimatstadt als auch an der Städtischen Singschule. 1964 übernahm er die Leitung der Singschule und erweiterte diese zu einer allgemeinen Musikschule. Im selben Jahr rief er den Wettbewerb „Jugend musiziert“ ins Leben.

Ein Jahr darauf, im Jahr 1965, erhielt er eine Berufung als Professor für Chorleitung und Musikerziehung an die Hochschule für Musik in Würzburg, die er annahm. Von 1968 bis 1987 stand er an der Spitze des „Großen Chors“ sowie des „Experimentalchors“ der Hochschule.

Über seine Lehrtätigkeit hinaus leitete Haus zahlreiche Seminare sowohl im In- als auch im Ausland, verfasste Artikel für Fachpublikationen und engagierte sich in verschiedenen Verbänden und Gremien. Seine Kompositionen, die vor allem Kantaten, Chorzyklen und -sätze umfassen, zeichnen sich durch eine besondere Berücksichtigung der stimmlichen Möglichkeiten von Laienchören aus. Für seine herausragenden Beiträge zur Musik erhielt Karl Haus zahlreiche Auszeichnungen. Er verstarb am 9. Januar 2018 im Alter von 89 Jahren.

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© Pixabay/KIMDAEJEUNG