In den meisten Teilen der Welt sind Adelstitel mittlerweile nicht viel mehr als das, was bereits in dem Wort steckt: Titel. Doch in den vergangenen Jahrhunderten war das anders. Damals haben Adelige noch einen großen Einfluss auf die Geschicke des Landes gehabt und gehörten zu den größten Entscheidungsträgern. Und auch Unterfranken hat in seiner Geschichte einige wichtige Namen hervorgebracht, deren Wirken mitunter auch über die Landesgrenzen hinaus zu spüren war.
Judith von Schweinfurt
Auch unter dem Namen Guta bekannt, hinterließ Judith von Schweinfurt eine bemerkenswerte Geschichte, nachdem sie durch Heirat zur Herzogin von Böhmen wurde. Geboren an einem unbekannten Datum vor 1003, verstarb sie am 2. August 1058 in Ungarn. Ihre frühen Jahre verbrachte sie im Benediktiner-Familienkloster in Schweinfurt. Dort lernte sie auch Břetislav I., den Herzog von Böhmen, kennen. Ihre Begegnung entwickelte sich rasch zu tiefer Liebe, aufgrund der gesellschaftlichen Kluft zwischen den beiden entführte Břetislav die Frau jedoch erst nach Böhmen und später nach Mähren. Dort konnte ihre Verbindung aufgrund des weniger konventionellen Umfelds gelebt werden. Die beiden heirateten schließlich 1029 in Olmütz und ihre Ehe galt als erfüllt und glücklich. In den folgenden Jahren brachte Judith fünf Söhne zur Welt.
Der Tod ihres Gatten im Jahr 1055 markierte eine Wende in Judiths Leben: Von ihrem Sohn Spytihněv verbannt, fand sie Zuflucht in Ungarn, wo sie den verbleibenden Lebensabschnitt verbrachte. Nach ihrem Tod drei Jahre später wurden ihre sterblichen Überreste nach Prag gebracht und im Veitsdom beigesetzt. Dabei rankt sich um sie die Legende, sie habe in Ungarn Peter Orseolo geheiratet, obwohl dieser bereits 1046/47 verstorben war.
Bis heute lebt das Erbe der Herzogin fort: In Schweinfurt wird sie als mythenbehaftete Figur verehrt, die die frühmittelalterliche Stadt repräsentiert und eine unvergessliche Rolle in der Geschichte eingenommen hat.
Luitpold von Bayern
Luitpold Karl Joseph Wilhelm von Bayern wurde im März 1821 als dritter Sohn von Ludwig I. von Bayern in Würzburg geboren. Obwohl er bereits mit 14 Jahren eine Karriere beim Militär begann, spielte er als Mitglied des bayerischen Königshauses später eine entscheidende Rolle während der Ära des Deutschen Kaiserreichs.
Seine Bedeutung erreichte ihren Höhepunkt, als er von 1886 bis 1912 als Prinzregent Bayerns fungierte. Diese Periode war von politischer Stabilität und Kontinuität geprägt, insbesondere nach der Abdankung von König Ludwig II. Luitpold leitete die Regierungsgeschäfte des Königreichs Bayern in einer Zeit des Wandels und des Aufstiegs des Deutschen Kaiserreichs unter Kaiser Wilhelm I. So führte er unter anderem 1903 das Frauenstudium in Bayern ein.
Als Prinzregent wurde er für seine weise und besonnene Führung geschätzt, die zur Stärkung der bayerischen Identität innerhalb des neuen deutschen Nationalstaates beigetragen hat. Seine Regentschaft wird oft mit Stabilität, Wohlstand und einem harmonischen Miteinander in Verbindung gebracht. Aus diesem Grund gilt er als bedeutsame historische Persönlichkeit, die in der Geschichte Bayerns und Deutschlands noch heute einen wichtigen Platz einnimmt.
Alexandra Amalie von Bayern
Sie war die jüngste Tochter von König Ludwig I. von Bayern und Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen und die Schwester von Maximilian II. und dem späteren Prinzregenten Luitpold. In jungen Jahren besonders ihrer Mutter verbunden, bemühte sie sich nach deren Tod, ihrem Vater zu gefallen.
Louis Lucien Bonaparte, ein Neffe Napoleons, wollte sie nach seiner Scheidung 1850 heiraten, doch ihr Vater lehnte ab. Als Grund nannte er die Unmöglichkeit, seine Tochter mit einem Napoleon zu vermählen und verwies auf dessen Gesundheitszustand. Nach dieser Chance begann für sie ein Leben, in dem sie ledig bleiben und an verschiedenen Orten wie der Münchner Residenz, Berchtesgaden, oder Schloss Leopoldskron leben sollte. Später wurde sie auf Wunsch ihres Vaters oberste Vorsteherin und Äbtissin der Königlichen Damenstifte in München und Würzburg. Sie setzte sich für wohltätige Zwecke in Aschaffenburg ein und gründete unter anderem 1860 eine Armen- und Krankenküche.
Alexandra Amalie war eine begeisterte Reiterin und besaß mehrere Pferde. Des Weiteren fand sie große Begeisterung im Schreiben: Ihr literarisches Schaffen war ebenfalls von Wohltätigkeit geprägt. Ihre Werke aus den Jahren 1856 bis 1858 waren dem Maximilian-Waisen-Stift gewidmet. Sie litt aber auch unter verschiedenen psychischen Störungen, darunter übertriebene Reinlichkeitsrituale und Angst vor Berührungen. Solche Verhaltensweisen könnten mitunter Grund für ihre unverheiratete Lebensweise gewesen sein. Sie verstarb am 8. Mai 1875 an einem Gehirnschlag und wurde in der Theatinerkirche in München beigesetzt.