Von bekannten Automarken über beliebte Biersorten bis hin zur Pünktlichkeit: Es sind eine Menge Aspekte, mit denen Deutschland von Menschen aus aller Welt in Verbindung gebracht wird. Dazu gehören auch Märchen, Legenden und Sagen. Kein Wunder, schließlich finden sich hierzulande auch abseits der Gebrüder Grimm in jedem noch so kleinen Dorf eigene Geschichten, die teils seit Jahrhunderten weitererzählt werden. Viele davon auch aus Unterfranken.
Die Geiselsbacher Teufelsmühle
Der Teufel spielt in zahlreichen deutschen Sagen eine Rolle, in denen er meist als verschlagener Verführer auftritt, der die Menschen hinters Licht führt. So auch in einer Sage aus Geiselsbach. Dort soll ein Müller wiederholt seine Kunden betrogen haben, so dass sein Geschäft fortan gemieden wurde, er zunehmend ärmer wurde und auch die Mühle mehr und mehr verfiel. Dabei entstand ein Riss in der Mühlenwand, durch den Wasser ins Gebäude dringen konnte. Bei diesem Anblick soll der Müller gerufen haben, der Teufel möge den Riss holen – und ebender erschien. Er bot dem Müller an, den Riss im Austausch gegen seine Seele bis zum ersten Hahnenschrei zuzumauern. Sollte er länger brauchen, dürfte der Mann seine Seele behalten. Der Handel wurde eingegangen, der Teufel machte sich ans Werk und der Müller, den sogleich die Sorge packte, erzählte seiner Frau von dem gefährlichen Geschäft. Diese wusste ihrem Mann zu helfen: Als der Teufel nämlich fast mit der Arbeit fertig war, setzte sie sich in den Hühnerstall und ahmte täuschend echt das morgendliche Hahnenkrähen nach. Der Höllenfürst fiel auf die List herein und verlies widerwillig die Mühle. Doch sein Name ist bis heute mit dem der Mühle verknüpft.
Am Liebfrauensee in Bad Kissingen
Heute gilt der Liebfrauensee, gelegen an der Marienkapelle, als malerischer Touristenmagnet. Der Name des Gewässers hat jedoch einen eigenen Hintergrund: Man erzählt sich, dass sich dort vor vielen Jahren ein von Liebeskummer gequälter Jüngling in den Fluten ertränken wollte. Er hatte sich in ein Mädchen verliebt, deren Mutter sie ihm nicht zur Frau geben wollte. Kurz vor der Verzweiflungstat soll dem Mann jedoch die Mutter Gottes erschienen sein, um ihn von seinem Plan abzubringen. Der Jüngling ließ sich von ihr umstimmen und durfte seine Liebste kurze Zeit später doch noch heiraten – ein Happy End und der Grund für den heutigen Namen des Sees. Um den sich allerdings noch weitere Sagen ranken. So soll sich in seinen Tiefen ein Riese zum Schlafen gebettet haben. Und den sollte man lieber nicht wecken, denn es wird erzählt, dass Bad Kissingen überschwemmt werden und untergehen würde, sollte der Gigant sich eines Tages erheben. Darüber hinaus sagt man, der Liebfrauensee sei so tief, dass er unterirdisch mit einem Weltmeer verbunden ist.
Der Schornsteinfeger am Fischmarkt
Bis vor einigen Jahren gab es nahe des Würzburger Fischmarkts einen Schornstein zu entdecken, auf den das Bild eines Schornsteinfegers gemalt war. Der Hintergrund dieser Verzierung geht zurück bis in den dreißigjährigen Krieg: 1634 erlitten die Schweden in der Schlacht bei Nördlingen eine bittere Niederlage. Daraufhin rief der schwedische Heerführer seine Truppen beim Fischmarkt zusammen, um zu ihnen zu sprechen. Damit die anwesenden Würzburger ihn nicht verstehen konnten, verkündete er auf Schwedisch, dass die Schlacht verloren war und man sich schnellstmöglich aus der Stadt zurückziehen müsse – jedoch nicht, ohne sie noch zu plündern. Doch sein Plan ging nicht auf, denn es gab einen Würzburger, der in jungen Jahren als Handwerksbursche durch Schweden gezogen war und die Sprache daher verstehen konnte. Dabei handelte es sich um einen Schornsteinfeger, der der Ansprache aus einem Kamin heraus lauschte, in dem er sich versteckte. Aus diesem Grund konnte er die Bevölkerung der Stadt vor der drohenden Gefahr warnen, so dass alle sogleich ihren wertvollsten Besitz an sich nahmen und versteckten, ihre Häuser verbarrikadierten und sich bewaffneten. Ohne die Überraschung auf ihrer Seite zu haben, konnten die Schweden ihr Vorhaben nicht in die Tat umsetzen und mussten Würzburg ohne Beute verlassen. Zu Ehren des Schornsteinfegers wurde ein Bild von ihm an ebenjenen Schornstein gemalt, von dem aus er dem schwedischen Heerführer zugehört hatte.