Der Johannistag, der am 24. Juni gefeiert wird, ist ein traditionsreicher Feiertag, der vor allem in europäischen Kulturen tief verwurzelt ist. Das Fest geht auf den Geburtstag Johannes des Täufers zurück und markiert gleichzeitig die Zeit der Sommersonnenwende. Diese Zeit des Jahres wird mit einer Vielzahl von Bräuchen und Ritualen gefeiert, von denen das Johannisfeuer eines der bekanntesten und spektakulärsten ist.
Ursprung und Bedeutung des Johannistages
Der Johannistag gedenkt Johannes dem Täufer, der als Vorläufer Jesu im Neuen Testament beschrieben wird. Johannes gilt als einer der wichtigsten Heiligen in der christlichen Tradition und sein Geburtstag wird exakt sechs Monate vor dem Weihnachtsfest gefeiert. Diese zeitliche Platzierung hat symbolischen Charakter, da Johannes im Johannesevangelium selbst sagt: „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen“ (Joh 3,30) – ein Zitat, das auf den Wechsel der Jahreszeiten hinweist: Denn nach der Sommersonnenwende nehmen die Tage allmählich wieder ab.
Johannes der Täufer war ein asketischer Prediger und Prophet, der das Kommen Jesu Christi voraussagte und ihn schließlich taufte. Sein Geburtstag wurde auf den 24. Juni festgelegt, da das Lukas-Evangelium berichtet, dass er sechs Monate älter war als Jesus, dessen Geburt am 24. Dezember gefeiert wird.
Das Johannisfeuer: Ein Brauch voller Symbolik
Das Johannisfeuer ist wohl der markanteste Brauch, der mit dem Johannistag verbunden ist. In vielen Regionen Europas, insbesondere in ländlichen Gegenden, wird um den 24. Juni herum ein großes Feuer entzündet. Dieses Feuer hat mehrere Bedeutungen:
- Vertreibung von bösen Geistern: Es wird angenommen, dass das Feuer böse Geister und Dämonen vertreibt, die in dieser Zeit aktiv sein könnten. Dieser Glaube geht auf vorchristliche Zeiten zurück, als man durch Feuer Schutz vor dem Übernatürlichen suchte.
- Reinigung und Erneuerung: Das Feuer soll eine reinigende Wirkung haben und den Menschen und die Natur von allem Bösen befreien. Dies schließt auch den symbolischen Akt der Reinigung der Seele ein.
- Fruchtbarkeit und Wachstum: Der Funkenflug und die Wärme des Feuers symbolisieren die Kraft der Sonne, die das Wachstum der Pflanzen fördert und eine reiche Ernte verspricht. Es ist eine Danksagung für die bisherige Ernte und ein Gebet für weiteres Gedeihen.
Der Ablauf des Johannisfeuers
Der Ablauf des Johannisfeuers variiert je nach Region, aber einige Elemente sind universell:
- Sammeln des Brennmaterials: Schon Tage vor dem Fest wird Holz und anderes Brennmaterial gesammelt. Oft beteiligen sich ganze Dorfgemeinschaften an den Vorbereitungen. Dieser Prozess ist oft eine gemeinschaftliche Aktivität, die die Vorfreude auf das Fest steigert.
- Entzünden des Feuers: Mit Einbruch der Dunkelheit wird das Feuer feierlich entzündet. Manchmal gibt es einen offiziellen Anzünder, der die Ehre hat, das Feuer in Gang zu setzen. Diese Person ist oft eine angesehene Persönlichkeit der Gemeinde.
- Rituale und Tänze: Um das Feuer herum werden traditionelle Lieder gesungen und Tänze aufgeführt. In einigen Gegenden springen die Menschen über das Feuer, was Glück und Gesundheit bringen soll. Dieser Sprung ist ein uralter Fruchtbarkeitsritus und soll zudem Mut und Stärke beweisen.
- Begleitende Feierlichkeiten: Oft gibt es Musik, Tänze und gemeinsames Essen. In einigen Regionen werden spezielle Gerichte zubereitet, die nur zu diesem Anlass serviert werden.
Regionale Unterschiede und moderne Interpretationen
Die Art und Weise, wie der Johannistag und das Johannisfeuer gefeiert werden, kann stark variieren:
- Deutschland: In Deutschland ist das Johannisfeuer besonders in Bayern und Baden-Württemberg verbreitet. Hier wird oft auch der Brauch des „Johannissprungs" praktiziert, bei dem Paare gemeinsam über das Feuer springen.
- Skandinavien: In Skandinavien, insbesondere in Schweden, wird das Mittsommerfest gefeiert, das eng mit dem Johannistag verbunden ist. Hier stehen Tanz und Gesang um einen Maibaum im Mittelpunkt.
- Spanien: In Spanien, besonders in Katalonien und Valencia, werden die „Hogueras de San Juan" gefeiert, wo riesige Holzstapel verbrannt werden und oft ein spektakuläres Feuerwerk den Himmel erhellt.
- Großbritannien: In England gibt es in einigen Regionen traditionelle Feste und Feuer, die an alte keltische Bräuche erinnern.