Mit dem Herbst erreicht der Jahreszyklus im Weinbau seinen Höhepunkt. In Unterfranken, dem Kerngebiet des fränkischen Weinlands, beginnt dann die Weinlese. Sie ist für die Winzer der wichtigste Abschnitt des Jahres, denn hier entscheidet sich, welche Qualität der neue Jahrgang haben wird. Gleichzeitig verändert sich die Landschaft: Weinberge verfärben sich, Nebel über den Mainauen und kühlere Temperaturen bestimmen die Stimmung. „Franken“ und „Wein“ sind zwei Begriffe, die schon immer untrennbar miteinander verbunden sind. Doch warum ist das so?
Unterfranken als Zentrum des fränkischen Weinbaus
Der größte Teil der fränkischen Rebflächen liegt in Unterfranken. Rund um Würzburg, an der Volkacher Mainschleife oder bei Iphofen prägen Weinlagen die Region. Viele Betriebe werden seit Generationen familiengeführt, oft in kleiner Struktur. Das macht den Weinbau hier zu einem festen Bestandteil von Kultur, Wirtschaft und Alltagsleben.
Böden und Klima
Die Besonderheiten des fränkischen Weins sind eng mit den geologischen Voraussetzungen verbunden. Muschelkalk im Maindreieck, Keuper im Steigerwald und Kristallingestein bei Aschaffenburg bilden eine ungewöhnliche Vielfalt an Böden. Zusammen mit einem eher kontinentalen Klima – warmen Sommern und kühlen Nächten – entstehen Weine mit klarer Struktur, die sich von anderen deutschen Anbaugebieten deutlich unterscheiden.
Typische Rebsorten und Stil
Der Silvaner ist die wichtigste Rebsorte der Region. Er wird seit 1659 in Franken angebaut und gilt bis heute als Markenzeichen. Ergänzt wird er durch Müller-Thurgau, Bacchus, Riesling sowie Rotweine wie Spätburgunder oder Domina. Charakteristisch ist der trockene Ausbau: Die Weine sind frisch, oft mineralisch geprägt und eignen sich besonders gut als Essensbegleiter.
Der Bocksbeutel
Ein weiteres Merkmal des fränkischen Weinlands ist die Bocksbeutel-Flasche. Ihre flache, bauchige Form ist seit Jahrhunderten in Gebrauch und steht international für fränkischen Wein. Vor allem Silvaner und andere hochwertige Weine werden in dieser Flaschenform abgefüllt, die Herkunft und Qualität signalisiert.
Historische Wurzeln
Weinbau in Unterfranken ist seit über 1.200 Jahren belegt. Bereits zur Zeit Karls des Großen wurden Rebflächen bei Hammelburg und Würzburg urkundlich erwähnt. Später trugen Klöster, Bistümer und Adelsfamilien dazu bei, dass die Region bis heute eng mit dem Wein verbunden ist. Bekannte Lagen wie der Würzburger Stein oder der Julius-Echter-Berg in Iphofen haben eine lange Tradition, die sich bis in die Gegenwart fortsetzt.
Orte und Lagen mit besonderem Charakter
Viele Weinorte in Unterfranken sind eng mit ihrer Umgebung verbunden. In Volkach prägt die Mainschleife das Landschaftsbild, Iphofen ist bekannt für seine Steigerwaldlagen, und Hammelburg gilt als älteste Weinstadt Frankens. Neben den historischen Ortsbildern sind es die Weinberge selbst, die das Gesicht der Region bestimmen. Mit der Lese im Herbst wird diese Verbindung von Natur, Kultur und Arbeit besonders sichtbar.