Vermutlich ist es von der Altersklasse abhängig, ob der 18. Mai unter den Bürgerinnen und Bürgern als „Christi Himmelfahrt“ oder „Vatertag“ bezeichnet wird. Während die einen in die Kirche gehen, treffen sich die anderen mit Bier und Grillgut zum Wandern – meist mit dem altbekannten Bollerwagen im Schlepptau. Ob man wirklich schon „Vater“ ist, ist dabei eher nebensächlich. Doch wie hat sich der Tag von seinem eigentlich religiösen Hintergrund zu dem heutzutage häufig zelebrierten Party-Tag gewandelt?
Der christliche Ursprung
Der Termin von Christi Himmelfahrt richtet sich stets nach dem Osterfest, denn der Feiertag wird jedes Jahr 39 Tage nach dem Ostersonntag begangen – es handelt sich also immer um einen Donnerstag. Im christlichen Glauben geht es dabei um den Tag, an dem Jesus nach seinem Tod zu Gott in den Himmel aufgestiegen ist. Während es in den ersten drei Jahrhunderten nach Christus noch üblich war, den Anlass zusammen mit dem Pfingstfest zu feiern, entwickelte er sich ein Jahrhundert später doch zu einem eigenständigen Feiertag. Bis 1969 waren die Tage vor dem 18. Mai mit Bittprozessionen verbunden. Diese wurden mittlerweile abgeschafft.
Der Wandel zum weltlichen Fest
Die Verbindung des Datums zum „Vater“ bestand bereits darin, dass Jesus zu seinem „Vater“ hinaufgefahren sein soll. Und auch das Wandern war zum Teil bereits etabliert, da zu diesem Anlass im Christentum Prozessionen üblich waren. Die Wandlung zum nicht-religiösen Feiertag erfolgte allerdings erst um das Jahr 1900: Die US-Amerikanerin Sonora Louisa Dodd organisierte 1910 eine Bewegung zu Ehren der Väter. Grund dafür war die Dankbarkeit gegenüber ihrem eigenen Vater, der im Sezessions- und Bürgerkrieg gekämpft und alleine für sechs Kinder gesorgt hatte. Der erste Vatertag, der sich also auf Väter allgemein bezog, wurde am 19. Juni dieses Jahres gefeiert. Ähnlich wie der Muttertag verbreitete sich auch diese Idee schnell im ganzen Land.
Der Vatertag in Deutschland
Eine weitere Parallele zum Muttertag ist, dass der Vatertag sich ebenfalls von den USA nach Deutschland übertragen hat. Dort gab es um die Jahrhundertwende herum bereits den Brauch, dass alleinstehende Männer – vor allem im Großraum Berlin – sich zu Christi Himmelfahrt trafen, um als Gruppe Ausflüge zu unternehmen. Auch damals war der Konsum von Alkohol schon ein mehr oder weniger fester Bestandteil dieser Treffen, der von den ansässigen Brauereien aufgegriffen wurde. Diese ermutigten Väter und Söhne zu den Touren mit dem Bollerwagen und befeuerten das gesellige Trinken. Der Grundstein des Vatertags war so gelegt worden und die Tradition konnte auch nicht zerstört werden, als Christi Himmelfahrt 1967 in der DDR abgeschafft wurde.
Der Vatertag heute
Vor allem in Ost- und Norddeutschland sieht man am 18. Mai nach wie vor Gruppen junger Männer auf den Rad- und Wanderwegen umherziehen, oft begleitet von mobilen Grills, Musikanlagen und kühlen Getränken. Doch obwohl der Tag in vielen Köpfen noch als Anlass zum ausgelassenen Feiern angesehen wird, ist der Alkoholkonsum in den letzten Jahren immer weiter gesunken. Stattdessen entwickelt sich das Datum mehr und mehr in eine familiäre Richtung, so dass viele die freie Zeit nutzen, um mit ihren Lieben einen Ausflug zu unternehmen.