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Zwischen Party und Protest

  • Wissenswertes

Herkunft und Bedeutung des 1. Mais

Anfang der Woche durfte sich nicht nur Deutschland, sondern auch andere Staaten wie Luxemburg oder Belgien über einen freien Tag freuen. Grund dafür ist der Tag der Arbeit, der Anfang des 19. Jahrhunderts zum gesetzlichen Feiertag gemacht wurde. Doch was heute vor allem bei jungen Leuten mit Maiwandern und Bollerwagen verbunden wird, hatte seinen Anfang in blutigen Streiks. Hier ein paar Fakten zur Geschichte und den Hintergründen des 1. Mais.

Der Ursprung in den USA

Die Anfänge des 1. Mais gehen auf die US-amerikanische Arbeiterbewegung zurück, die an diesem Datum im Jahr 1886 von den Gewerkschaften zu einem Generalstreik aufgerufen wurde. Dabei ging es vorrangig um schlechte Bezahlung unter schlechten Arbeitsbedingungen. Bereits in den 20 Jahren zuvor wurde darum gekämpft, den langen Arbeitstag zu verkürzen – 1886 sollte er von 10 auf acht Stunden verringert werden. Am ersten Tag des Streiks zog es etwa 400.000 Arbeiter aus 11.000 Betrieben auf die Straße. Die Streiks hielten in zahlreichen Städten über mehrere Tage an, bis die Lage am dritten Streiktag in Chicago eskalierte: Radikale Demonstranten griffen dort Polizeibeamte mit einer Splitterbombe an, so dass diese – und anschließend auch mehrere Demonstranten – zu schießen begannen. Der Zwischenfall zog 11 Tote und Dutzende Verletzte mit sich und führte zu vier Todesurteilen gegen die Anführer der Arbeiterbewegung. Trotz dieses tragischen Verlaufs der wurde das Ziel der Demonstration dennoch erreicht und seit 1890 wurde die tägliche Arbeitszeit in Amerika auf acht Stunden reduziert.

Der Funke springt nach Europa über

Nach dem Vorfall in Chicago wurde der 1. Mai symbolisch zum Tag des Kampfes für den achtstündigen Arbeitstag. In Deutschland begannen ebenfalls Demonstrationen, an denen sich 1890 landesweit knapp 100.000 Menschen beteiligten – zu diesem Zeitpunkt sogar im Widerspruch zu geltendem Gesetz. Der Erfolg blieb hierzulande jedoch zunächst aus. Durch Bemühungen der SPD wurde zwar erreicht, dass der 1. Mai 1919 erstmals als „Tag der Arbeit“ zum gesetzlichen Feiertag ausgerufen wurde, im Jahr darauf wurde er jedoch wieder abgeschafft – nur in Sachsen, Lübeck und Schaumburg-Lippe blieb er erhalten. Mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten wurde der Tag ab 1933 wieder deutschlandweit zu einem Feiertag, diente als „Feiertag der Nationalen Arbeit“ jedoch in erster Linie zu Propagandazwecken.

Nach dem zweiten Weltkrieg

Im geteilten Nachkriegsdeutschland wurde der 1. Mai weiterhin als Feiertag anerkannt, der von Ost und West jedoch völlig unterschiedlich begangen wurde. Während man das Datum in der DDR als „Internationalen Kampf- und Feiertag der Werktätigen für Frieden und Sozialismus“ bezeichnete, an dem es für die Bürger verpflichtend war, an Tribünen mit Ehrengästen und Parteimitgliedern vorbeizumarschieren, wurden in der BRD Kundgebungen organisiert. Bei diesen versuchten die Gewerkschaften, auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen, jedoch kam es auch hier wieder zu teils gewaltsamen Demonstrationen.

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