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Ärzte, Buchdrucker und Physiker

  • Regionales

Berühmte Unterfranken – Teil 2

Im ersten Teil der Serie „Berühmte Unterfranken“ ging es bereits um bekannte Dichter, Künstler und Baumeister, die die Region geprägt haben. Teil 2 stellt nun besondere Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts vor, ohne deren Entdeckerdrang und Erfindergeist die Welt heute nicht so wäre, wie sie ist. Menschen, die in Unterfranken geboren sind oder gewirkt haben.

Johann Friedrich Gottlob Koenig

Der besser als „Friedruch Koenig“ bekannte, gebürtige Eislebener wuchs in jungen Jahren in einer einfachen Bauernfamilie auf. Dennoch war es ihm durch seine überdurchschnittliche Begabung möglich, mehrere Schulen zu besuchen und sich vor allem im Gymnasium besondere Kenntnisse in den Bereichen Mechanik und Mathematik anzueignen. Nach seiner Ausbildung zum Buchdrucker dauerte es nicht lange, bis sich die erworbenen Fähigkeiten auszahlten: Nach einem ersten Entwurf einer maschinenbetriebenen Druckerpresse übersiedelte Koenig 1806 nach London, wo er den dortigen industriellen Fortschritt nutzte, um sein Projekt fertigzustellen. Fünf Jahre später erhielt er schließlich das Patent für seine Zylinderschnellpresse, wodurch er den Buchdruck der damaligen Zeit revolutionierte: Seine Maschine konnte fast doppelt so viele Drucke pro Stunde durchführen wie das bis dahin gängige Vorgängermodell. 1817 siedelte er schließlich nach Bayern über und gründete mit einem Geschäftspartner in Oberzell bei Würzburg seine eigene Maschinenfabrik, 11 Jahre später folgte die erste Papierfabrik im Königreich Bayern, ebenfalls unter seiner Leitung. Nach seinem Tod 1833 wurde er für sein Lebenswerk unter anderem mit der Namensvergabe des Friedrich-Koenig-Gymnasiums in Würzburg geehrt und gilt bis heute als ein Pionier der industriellen Entwicklung Unterfrankens.

Philipp Franz von Siebold

1796 in Würzburg geboren, war Philipp Franz von Siebold nicht nur Arzt, Ethnologe und Botaniker, er gilt auch als Mittler zwischen japanischem und europäischem Kulturverständnis und als Begründer der internationalen Japanforschung. Nach seiner Promotion im Jahr 1820 war er kurz als praktischer Arzt tätig, bevor er zwei Jahre später nach Den Haag reiste, wo er als Stabsarzt in der niederländisch-indischen Armee arbeitete. 1823 bis 1830 erfolgte schließlich sein erster Japan-Aufenthalt, bei dem er nicht nur gute Kontakte zu japanischen Ärzten und Gelehrten knüpfte, sondern auch eine umfassende Sammlung an Präparaten von Säugetieren, Fischen, Vögeln, Reptilien und wirbellosen Tieren sowie hunderten lebenden und tausenden getrockneten Pflanzen anlegte. Als dies bei seiner Abreise entdeckt wurde, führte es zunächst zu einer lebenslangen Verbannung aus dem Land – dennoch durfte er die Sammlung und damit einen riesigen Schatz an neuem Wissen über einen anderen Teil der Welt mit nach Hause nehmen. In den folgenden Jahren engagierte er sich stark für eine offenere Einstellung Japans gegenüber dem Ausland, was zwischen 1854 und 1855 auch eintrat und Siebold drei Jahre später die Wiedereinreise ermöglichte. Bis heute gelten vor allem seine botanischen Aktivitäten als Auslöser für einen bemerkenswerten Schub in der Modernisierung der japanischen Pflanzenkunde, so dass seinem Namen nicht nur in München, Würzburg und Bonn, sondern auch in Nagasaki und Tokio gedacht wird.

Wilhelm Conrad Röntgen

Bei diesem Namen werden vermutlich die meisten aufhorchen: Der Physiker und Hochschullehrer entdeckte am 8. November 1895 an der Universität Würzburg die nach ihm benannten Röntgenstrahlen, zum damaligen Zeitpunkt noch „X-Strahlen“ genannt. Nach einem Leben voller Umzüge, die ihn vom heutigen Remscheid über die Niederlande in die Schweiz führten, schloss er in Zürich 1869 seinen Doktor in Physik ab und zog im Jahr darauf nach Würzburg, wo er zunächst als Assistent im „Physikalischen Kabinett“ arbeitete und schließlich auch seine größte Entdeckung machte. Die Neuigkeit über die Röntgenstrahlen verbreitete sich schneller als jeder andere wissenschaftliche Durchbruch auf der ganzen Welt, da sie auch für Laien gut verständlich waren. Nicht nur sind sie bis heute ein essenzielles Mittel bei der medizinischen Diagnostik – die weitere Erforschung der Röntgenstrahlen führte schließlich auch zur Entdeckung der Radioaktivität und damit zu einem weiteren Meilenstein der Wissenschaft. So ist es nicht verwunderlich, dass Wilhelm Conrad Röntgen zu Lebzeiten eine Vielzahl an Orden und anderen Auszeichnungen erhielt; noch dazu ist er Namensgeber für eine Vielzahl von Dingen und Institutionen, darunter ein Museum, eine Pflanzengattung, ein Mondkrater und mehrere wissenschaftliche Preise.

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